Vogel der Woche: #031 - Der Pinguan

29. Januar 2024

Heute: Der Pinguan. Aptenodytes iguanus.

Vögel sind, zumindest technisch gesehen, Reptilien. Dass ihnen eine eigene systematische Gruppe zugestanden wird, liegt nur daran, dass sie Federn haben und traditionell jedem auf den Zeiger gehen, der draußen ein Päusken machen will. Und zwar unabhängig davon, ob es draußen -40 °C oder +80 °C ist.

In der Wüste kacken einem die kreiselnden Geier hoffnungsvoll aufs Haupt – hoffnungsvoll deswegen, weil sie sich wünschen, dass Du ihr nächstes Mittagessen darstellst. In der Antarktis kreiseln sie zwar nicht über Dir, aber sie können Zielscheißen. Mit übertrieben vielen Atü Druck.

Der Pinguan ist eindeutig als Reptil zu erkennen. Er ist grün und hat Schuppen. Und er steht bei -40 °C Grad auf ’ner Eisscholle. Und echt jeder normale Ornithologe fragt sich, was zum Teifi dieser Vogelreptiloid da macht. Denn brüten tut der Pinguan nicht. Meist steht er nur ‚rum und fixiert mit giftigem Blick eine Horde Ornithologen, die sich ihm unauffällig in neonroten Thermostramplern zu nähern versuchen. Wenn sie zu nahe kommen, gibt er auch schon mal ein paar Geräusche aus seinem akustischen Inventar zum Besten, das direkt aus den Repertoires der Vertonungs-Ingenieure der Stan Laurel & Oliver Hardy Filme stammen könnte, und wofür die gesamte Vogel-Gruppe so überschwenglich gelobt wird.

Federn haben und Töne machen.

Na ja, im Falle des Pinguans sind es ja Schuppen. Brettartige, panzerharte, teilweise stachelige Schuppenfedern, um genau zu sein, und dadrunter eine Fettschicht, die ihresgleichen auch in heutiger, amerikanisierter Supersize-Me-Zeit echt noch sucht.

Im Schnabel des Pinguans gibt es kleine Zähnchen, eine Sache, die Vögel heutiger Bauart für gewöhnlich aufgegeben haben. Die Entenvögel haben diesen Verlust nachträglich bedauert und in Form von Reusenlamellen nachdesign’t, ganz wie ein Bartenwal, der ebenfalls eine Lamellen-Schalousie im Mundbereich zur Ernährung installiert hat.

Der Pinguan hat noch echte Hauer. Meist nutzt er sie dazu, vor der Kamera besonders böse dreinzuschauen.

Man weiß über den Pinguan wenig, denn selbst in neonroten Thermostramplern kann man nicht lang genug in seiner Nähe sein, um mehr als sein ausgiebiges Drohverhalten zu beobachten.

Er scheint ein neuer Vogel zu sein, und wenn er gerade mal nicht dicke Ornithologen-Wickelkinderteams bedroht, dann steht er wie ein Kormoran mit abgespreizten Flügeln herum und scheint Photosynthese zu betreiben. Aber das ist nur ein optischer Eindruck, denn Photosynthese können weder die Reptilien noch die Vögel.

Guten Morgen.


Beteiligt:

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HikE Worth
Text, Sprechix

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