Vogel der Woche

Die Welt aus ornithomanischer Sicht!

Die Welt ist lustig, insbesondere aus Sicht der Vogelkundler. HikE schreibt seit vielen Jahren den „Vogel der Woche“. Angefangen hat die Serie im Morgenmagazin von Radio Unerhört Marburg, fortgesetzt wurde sie im Podcast Quatschbrötchen.

Vogel der Woche: #090 - Verstaucher

17. März 2025

Der Verstaucher. Gavia lyrica.

                    Es 
                   war 
                  einmal
                   ein
                Vogelvieh,
das  taucht'  von  spät  bis  in  die  Früh'
 in     Silben,     Worten,     Blattsalat,
  war selbst zum Reim sich nicht zu schad.
    Es reimt nicht schön, doch effektiv,
                das Versmaß
                hängt   des
               öftern schief.
             Auch hat sich gar
           manch Vers verstaucht
          den  Jambus,  der  auch
            nichts mehr taucht.

Beteiligt:

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HikE Worth
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Vogel der Woche: #088 - KO-Ralle

10. März 2025

KO-Ralle. Rallus executans.

Die Ko-Ralle ist eine sogenannte Starkralle, sie unterscheidet sich von den anderen Rallen1) durch extreme Körperstärke. Wo sie hinfliegt, wächst kein Gras mehr und steht so schnell keiner mehr auf. Einige Ornithologen bezeichnen sie sogar hinter ihrem Rücken als den Popeye des Sumpfes – und achten sehr darauf, dass die Ko-Ralle diesen Spitznamen nicht hört, denn Humor besitzt die Ko-Ralle keinen, da wird sie zum Berserker. Und sie ist stolz darauf, keinen Humor zu besitzen.

Die Ko-Ralle hat eine ganz ordentliche Vermehrungsrate, wie wir aus dem Aufploppen von Kampfkunst-Zentren und Muskelpumperbuden allentorten schließen können. Jedoch ist die Ko-Ralle nicht so häufig wie zu erwarten wäre, da diese Kampfkunst-Zentren und auch die einzelnen Ko-Rallen sehr viel Werbung im Internet machen, um ihre gestählten Federkiele und vor Kraft berstenden Hühnerbrüste eingeölt auf Instagram zu präsentieren.

Doch im Internet lauern zwei Gefahren auf Vögel, die erste ist allgemeiner Natur und besteht aus dem Besuchten Internetfinken, diesem kleinen lila Schnitter mit seiner großen orangenen Kettensäge.

Dass ein so kleiner Vogel sie bedrohen könnte, bekommen die Ko-Rallen nicht in ihren Zerebralkomplex hinein, weil sie lediglich den Körper trainieren, nicht aber den graurosa Klumpen, der lose innerhalb ihrer Schädelkapseln herumkullert.

Die zweite Gefahr ist deutlich spezieller; es ist der Bratspieß findiger Broilerbudenbesitzer, welche gezielt das WWW nach eingeölten Hühnerbrüsten durchstöbern und wenig Hemmungen haben, Ko-Rallen durch kleine Lockschildchen in ihre Etablissements zu locken und anschließend als Grillhendl zu servieren.

Liebe Mit-Ornithologen, lasset uns eine kleine Gedenkminute für die KO-Ralle einlegen, wenn wir mal wieder vor einem Imbisswagen stehen, wo auf dem Asia-Würzmix mit Filzstift das Wort „Würzmix“ durchgestrichen und stattdessen „Kampfkunst Zentrum“ dazugeschrieben ist.

Und dann lasset uns ein „Grillhendl“ dort essen.

Guten Appetit.

1) den sogenannten Schwachrallen


Beteiligt:

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HikE Worth
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Vogel der Woche: #088 - Die Doppelschnepse

3. März 2025

Heute: Die Doppelschnepse. Gannilago hickedei.

Die Doppelschnepse ist, was Zweireiher und Blauspecht gerne gemeinsam hinzukriegen wünschten, wenn sie denn nur endlich einmal in ihrem Leben im selben Biotop am Tresen zusammen abhingen: der allerbetrunkenste Vogel der Welt. Interessanterweise ist aber niemals die Doppelschnepse selber betrunken, sondern immer nur ihre Umgebung, und diese vollständig und mit 4 Promille Minimum.

In der Nähe der Doppelschnepse findet man erschreckend viele motorisierte Fahrzeuge, welche sich in schneller Bewegung befinden und den einzigen Festhaltepunkt für ihre Insassen darstellen – auch für die Insassen welche sich auf dem Fahrersitz befinden. Und regelmäßig hört man von exakt diesen Insassen, sie hätten rein gar nichts getrunken.

Nachdem sich derartige Beobachtungen und Behauptungen an einigen Strecken auffällig häuften, ließ das Verkehrsministerium mal einen Wünschelrutengänger und einen Ornithologen auf die Sache los. Der Wünschelrutengänger ist verschollen, der Ornithologe kehrte am Rande eines Alhohol-Komas befindlich aus dem Untersuchungsgebiet zurück und konnte vor seinem Exitus nur noch vermelden, dass ein Rudel von Gannilago hickedei seinen Einstand direkt neben dem auffälligen Straßenabschnitt habe.

Auch polizeiliche Untersuchungen lieferten als Ergebnis lediglich Beamte mit lebensgefährlichen 4 Promille an die Behörde zurück; es war vollkommen egal, ob diese in Zivil, in Uniform, im Ganzkörperkondom oder in einem Bleischrank das Gebiet betraten. Die Doppelschnepse beziehungsweise ihr fataler „Spirit“ drang durch sämtliche Materialien.

Das Problem konnte erst mit Hilfe von Robotern gelöst werden, welche, durch die erprobte Kampftrinkerstaffel der Marine gesteuert, die Doppelschnepsen in Lebendfallen festsetzten und sie alsdann unter großflächiger Absperrung der Straßen in einem nächtlichen Transport zur nächstgelegenen Kirschpralinen-Fabrik verfrachteten.

Dort kommentierte man verblüfft: „Oh, Dankeschön fürs zurückbringen, wir hatten die schon gesucht, weil unsere Kirschen nicht mehr reinhauten.“


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HikE Worth
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Jürgen Kolb
Sprecher

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Vogel der Woche: #086 - Der Klostergeier

17. Februar 2025

Heute: Der Klostergeier. Vultur melissae-spiritis.

„Immer mürrisch, nie vergnügt und niemals lügt.“

 

Der Volksmund beschreibt das Wesen des Klostergeiers so treffend, dass ich eigent­lich gar nichts mehr hinzufügen kann.

Dir Tonsur kennzeichnet den Klostergeier schon aus weiter Entfernung als solchen; Verwechslungsmöglichkeiten bestehen höchstens mit den neuseeländischen Keas, die in ein Auspuffrohr geschielt haben. Da sich die Verbreitungsgebiete der beiden Arten aber nur dann überschneiden, wenn versehentlich eine Kiste mit einem Kea drin in den Bayerischen Alpen abgeworfen wird, ist die Bestimmung des Geiers in 57 % aller Fälle korrekt.

Das kleine Kreuz um seinen Hals ist leicht zu übersehen, da es aus anspruchslosem Material wie Knochen besteht und nicht in der Sonne glänzt.

Der schärfste Konkurrent des Klostergeiers ist der Mönchs­geier; die beiden Arten besetzen die gleiche ökologische Nische und wetteifern bei jeder Gelegenheit um die Gunst der Seelen, die bei dem Aas, das bis vor Sekunden noch ihre Adresse in der körperlichen Welt dar­stellte, herumsitzen und auf den geistlichen Beistand warten.

Es toben regelrechte Schlachten um die die Ex-­Gemsen und ­ehemaligen Murmeltiere, und nicht selten gehen beide Geierarten leer aus, weil es den Huflern und Nagern zu dumm wird und sie eine „Selbsthilfegruppe für ge­strandete aber nicht kompetent bekehrte Murmelseelen“ oder ähnliches gründen.

Die Auerwahn­-Sekte ist mittlerweile zur größten Auffangstation für beendete Rauh­fußhühner geworden, und die Bockshorn­-Gemeinde für abgewrackte Paarhufer und Stirnwaffenträger hat eine eigene e­Mail­-Adresse im Internet.

Bei alledem verwundert es nicht, dass man den Klostergeier nur noch sehr selten beten sieht.


Beteiligt:

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HikE Worth
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Vogel der Woche: #085 - Boxhandschuh

10. Februar 2025

Heute: Der Boxhandschuh. Psittacatua tacarostris.

Am liebsten sitzen Boxhandschuhe auf Fäusten, ganz wie der stolze Adler auf dem hochgehaltenen Ende eines Falkners; sie haben ebenfalls Schnüre um die Gestänge, damit sie nicht unkontrolliert losfliegen, und sie besitzen ordentlich Wumm.

Der Unterschied zum Adler-auf-Falkner ist allerdings beträchtlich: Der Boxhandschuh kommt immer als Pärchen vor und ist höllenlaut. Er gibt am liebsten heroische Rockmusik von sich, die sich zum Einlauf von Boxern eignet – welche Art von Einlauf und auch welche Art von Boxer gemeint ist, bleibt hier getrost der Phantasie der Zuhörerschaft überlassen. Der Adler verzichtet auf ein solch unwürdiges Gehabe und quietscht höchstens mal auf eine unangenehm-wildtierische Weise, die an Kreide auf der Schultafel erinnert.

In freier Wildnis zeigen Boxhandschuhe ein interessantes Sozialverhalten: zwei Pärchen tun sich zusammen, befreien eine annähernd viereckige Bodenfläche von aller Vegetation und stellen sich anschließend pärchenweise in diagonal gegenüberliegende Ecken. Dann rennen sie aufeinander zu, um in der Mitte mit dumpfem Klatschen aufeinander zu prallen. Ihre riesigen, rundlichen Schnäbel sind zu dieser Art Schaukampf hervorragend geeignet; die beiden Pärchen klopfen sehr geschickt aufeinander ein, rennen ab und zu mal wieder in ihre Ecken, um dort einige Takte Bombastrock zu dudeln, um direkt wieder hervorzustürzen für eine nächste Runde. Sie führen diesen Balzkampf so lange auf, bis bei einem der Vögel die Batterien leer sind und er liegen bleibt; sein Partner stellt sich dann ebenfalls augenblicklich tot, und das triumphierende Pärchen steht ein wenig hoch aufgereckt herum, bevor es recht unspektakulär hinfort watschelt. Das gleiche – also hinfortwatscheln – tun auch die anderen, „unterlegenen“ Vögel wenig später.

Wozu dieser Kampf genau dient, weiß keiner; es gibt keine Zuschauer, und die Forscher stehen sogar vor dem Rätsel, ob die Pärchen jeweilig Brutpartner sind oder ob es Männlein gegen Weiblein geht; mensch weiß nicht mal, ob die Tiere in der freigeräumten Arena überhaupt unterschiedliche Geschlechter haben. Wahrlich, viel zu wenig weiß mensch überhaupt aus dem Wildleben des Boxhandschuhs zu berichten.

Gezähmte Pärchen des Boxhandschuhs verraten ebenfalls nicht viel über das Wildleben: sie halten zusammen, aber in Gefangenschaft hat noch niemals ein Pärchen gebrütet. Der Mensch war viel zu sehr damit beschäftigt, den Vögeln Bändchen an die Beine zu knoten und sich ihre natürliche Vorliebe, die Schnäbel feste aufeinander zu dotzen, im Kampfsportsektor zunutze zu machen, um sich über solche Feinheiten wie: „wo kommen eigentlich die kleinen Boxhandschuhe her?“ Gedanken zu machen.

Ein Pärchen Boxhandschuhe zeigt ohne ein kahles Viereck keinerlei Tendenzen, auf irgendwas zu prallen, und grölt lediglich laut bombastische Helden-Musik, die zum Einlauf verwendet werden kann. Manche Personen, die solche Musik mögen, tragen öffentlich Boxhandschuhe als lebende Lautsprecher mit sich herum. Seit dem Aufkommen von Bluetooth-Lautsprechern ist ein solcher Anblick aber seltener geworden, als der eines Falkners mit dickem Adler im öffentlichen Omnibus.

Guten Morgen.


Beteiligt:

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HikE Worth
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Vogel der Woche: #084 - Das Lahma

3. Februar 2025

Heute: Das Lahma. Lahmar scha.

Das Lahma bewegt sich in sehr gemäßigtem, schon gravitätischem Tempo, und reagiert allergisch auf Tröten, Hupen, Böllern und Trillerei. Jeder Automobilist, der wegen eines Lahmas auf’s Horn steigt, kriegt sofort etwas auf die Scheibe gerotzt, was nicht einmal die Wischerblätter freiwillig berühren möchten.

Als sehr wirksam verkehrs-entschleunigendes und lärmschützendes Tier wird das Lahma zunehmend bei Autofreie-Stadt-Demos mitgeführt; da es ansonsten kinderfreundlich, sozial, friedliebend, tolerant und kuschelig ist, sieht sogar die Polizei keinen Anlass, ein Lahma durch irgendwelche Geräusche unnötig zu provozieren.


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HikE Worth
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Vogel der Woche: #083 - Puckivogel

27. Januar 2025

Pucki

(Butschi pucki Butschi, 2019)

Ein ähnliches Schicksal wie der Butschi hat der ihm eng verwandte Pucki. Auch er wird gelegentlich so exotischen Vogelordnungen wie den Landraubtieren, Überfamilie Pygmaeotoelidea, oder den Karpfenartigen zugeordnet.

Der Pucki ist genau wie der Butschi im Gittergehäuse arretiert und wird von Primaten zugequasselt, die nix besseres zu tun haben als ein Sperrfeuer der ewig gleichen Doppelsilbe auf ihr Zielobjekt, den Knastvogel, abzuballern. Es scheint irgendwas hypnotisches zu sein an dieser Silbenkombination, die in Verbindung mit eingesperrten kleinen Tieren einen ganz eigenartigen Sinn für Ästhetik bei Butschi- und Pucki-Besitzern anzusprechen scheint. Der Wortschatz solcher Menschen enthält noch weitere Worte, die dem gleichen Reimschema folgen und in etwa folgendes bedeuten:

  • Dutzi Dutzi – ein neonates Objekt der eigenen Artzugehörigkeit, während der Äußerung dieser Silben für gewöhnlich in einem Gitterbettchen geknastet
  • Butzi Butzi – Bedürfnisäußerung des oralen Besabbernwollens anderer Entitäten gegen deren Willen (auch: „Gib Tanti ein Butzi“)
  • Mucki Mucki – Ausruf der Freude über eine Eissorte, Flirtversuch mit Bodybuildern oder erneutes Einschwafeln auf einen Käfigvogel.
  • Drucki Dutzi – Verbalinjurie gegen ein renitentes Printgerät – gehört nicht zum Wortschatz solcher Primaten, obwohl es ähnlich klingt.

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HikE Worth
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Gregor Börner
Sprecher

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Vogel der Woche: #082 - Teichrohrsäger

20. Januar 2025

Heute: Der Teichrohrsäger. Mergus pipaelacunis.

Der Teichrohrsäger sägt Rohre für Teiche. Nicht mehr und nicht weniger. Auf diese Weise betreibt er Feuchtbiotopherstellung, wenn mensch ihn nur machen lässt. Immer wenn der Teichrohrsäger ein Rohr entdeckt, welches Wasser führt, scharrt er darunter zuerst eine Mulde aus, kleidet sie alsdann mit gefundenen Plastiktüten, -fetzen und -folien aus, setzt seinen Schnabel an das Rohr und macht daraus ein Rohr, welches einen Teich mit dem notwendigen Nass beliefert.

Bei den Stadtwerken wird der Teichrohrsäger nicht gerne gesehen, auch in Wohnungen mag mensch ihn für gewöhnlich nicht dulden, da die Teiche sich dort gerne mal senkrecht in der Rigips-Verschalung befinden, was für brütende Enten sehr ungünstig ist.

Bei Renaturierungsmaßnahmen hingegen kann der Teichrohrsäger eine wertvolle Hilfe sein.


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Matthias Kreuzberger
Sprecher

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Vogel der Woche: #081 - Die Schanzmeise

13. Januar 2025

Heute: Die Schanzmeise. Parus hueppedi.

Eine letzte Gelegenheit zur rutschigen Gaudi nutzt nun die kleine, hurtige Schanzmeise, die auf ihren Brettln das Walter­ Vogelweid’sche „Tandaradei“ juchzend die vereisten Inkrustationen hiesiger Hausdächer hinunter brezelt, um sich von der unten vor dem Abgrunde starrenden Hohlkehle der Dachrinne flugs in olympische Höhen katapultieren zu lassen.

Nur die auf den meisten Dächern installierten Lawinenfanggitter stören sie etwas bei ihrem putzigen und durchaus harmlosen (Sage allerdings niemals jemand laut „harmlos“, wenn eine Meise anwesend ist. Ich erinnere an die Klaumeise und die Strumpfmeise.) Luftraum-Vergnügen.

Wenn die Schanzmeise genug gehüpft ist, dann schnallt sie die Brettln ab und baut ein Nest, bringt ihren Kindern Rollschuhfahren bei, und dergleichen Unfug mehr.


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HikE Worth
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Vogel der Woche: #080 - Der Leitervogel (1)

6. Januar 2025

Der Leitervogel (1). Cheffus grylle.

Vom Leitervogel sieht man eigentlich nur zwei Körperteile, und das ist abwechselnd der scharfe, spitze Dolchschnabel oder halt das entgegengesetzte Ende.

Den Dolchschnabel setzt er ein, wenn er von den Vögeln unter seinem Niveau etwas benötigt, zum Beispiel deren Arbeit, einen willfährigen Hennenkörper, Gefiederpflege oder ganz ordinär was zu beißen. Er lässt sich gerne auch das Wasser reichen, vorzugsweise das mit Koffein oder das mit Feuer.

Mit dem anderen Ende lässt der Leitervogel die Untervögel sehr genau und auch sehr gezielt spüren, was er von ihnen hält, diese Sch…mierfinken die es nicht wert sind seinen Bürzel aufgehen zu sehen, und für die er doch diese tiefe Herzensliebe eines strengen Vaters zu seinen nichtsnutzigen Kücken empfindet.

Der Leitervogel wohnt sehr hoch oben, an der Spitze eines sehr steilen Biotops, welches aus seiner Perspektive nur unter ihm reibungslos funktioniert. (Genau so würden es übrigens auch alle Untervögel formulieren, dass sich „über ihnen“ das befindet, was an dem Biotop nicht funktioniert.)

Er allein bewacht dieses Biotop (die sogenannte Karriereleiter) und sieht sich als dessen Sonnenvogel, beschützt ER ALLEIN es doch heroisch-strahlend vor einem noch höheren Leitervogel – zumindest sieht er seine eigene, und übrigens einzige, Aufgabe so. Das Absurde dieser Sichtweise geht ihm selber nicht auf, wenn er da so allein und einsam auf der allerobersten Biotop-Sprosse sitzt und wahlweise nach unten hackt oder kackt.

Viel lieber schaut der Leitervogel zurück auf das, was er seine harte Zeit nennt – die Zeit welche er brauchte um OBEN anzukommen – er erinnert sich gerne und mit triumphierendem Grimm der vielen arschgepickten AbteilungsLeitervögel, und dann natürlich auch an die vielen betrügerischen BegLeitervögel… eine böse Zeit war das, aber ER hat es GESCHAFFT, GANZ ALLEINE hat er es geschafft – so lautet seine Folklore.

Gejammer über genau dieses ALLEIN gehört natürlich permanent dazu, aber es gibt ja die Untervögel, welchen er seine Gefiederpflege befehlen, und natürlich auch die eine oder andere Körperhenne, die er sich mit einem schleunigst darzureichenden Koffeinwasser herbeiordern kann.

In den allermeisten Fällen ist der Leitervogel ein Hähnchen, also ein Vogel der keine Eier legt. Wenigstens ein Omelettehagel bleibt den unteren Vögeln erspart.


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HikE Worth
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